Sich über Israel und den Friedensprozeß zum gegenwärtigen Zeitpunkt in Form eines Artikels zu äußern, kann als durchaus gewagt gelten. Zu viel Zufälliges spielt in die strukturellen Abläufe mit hinein; zu große Diskrepanzen zwischen friedenssehnsüchtiger Ideologie und friedensunwilliger Praxis, zwischen manipulativer Rhetorik und offensichtlicher Lethargie im Handeln determinieren den Stand eines bereits vor einigen Jahren begonnenen Prozesses. Statt einer Analyse der aktuellen Lage, die man sehr bald schon revidieren müßte, erscheint eine Erörterung des steckengebliebenen Friedensprozesses im Hinblick auf strukturelle Konfliktpotentiale und wesentliche Widersprüche der israelischen Gesellschaft angemessen. Denn wie schillernd und unvorhersehbar auch immer sich die Entwicklungen der israelischen Tagespolitik im einzelnen ausnehmen mögen - die Strukturprobleme erweisen sich insgesamt als weithin beständig. Ausgangspunkt der Betrachtung soll die Ermordung des israelischen Premierministers Itzhak Rabin vor zwei Jahren sein.