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Internationales Jahr des Nachhaltigen Tourismus für Entwicklung

Die UN-General-versammlung hat das Jahr 2017 zum Internationalen Jahr des Nachhaltigen Tourismus für Entwicklung erklärt. Mit dem Jahr soll auf die Wichtigkeit, Tourismus nachhaltiger für die betroffenen Menschen und die natürliche Umwelt zu gestalten, hingewiesen werden. Nachhaltiger Tourismus kann Menschen ein sicheres Einkommen bieten und Entwicklung vorantreiben. Gleichzeitig stellt zum Beispiel der mit dem Tourismus verbundene Flugverkehr große Herausforderungen für den Klimaschutz dar.

Der Tourismus ist weltweit einer der bedeutensten Wirtschaftszweige. Nach Zahlen der Welttourismusorganisation der Vereinten Nationen (UNWTO) kommt er für etwa 10% des globalen Bruttosozialprodukts auf. Gerade in Entwicklungsländern stellt der Tourismus oft eine Haupteinnahmequelle dar. In den vergangenen Jahren ist die Bedeutung von Tourismus weiter angewachsen: Allein seit 2009 hat sich die Anzahl internationaler Ankünfte von Touristinnen und Touristen um 4% erhöht. Somit ist Tourismus auch ein wichtiges Vehikel der Völkerverständigung und des kulturellen Austausches und eine der sichtbarsten Folgen der Globalisierung. 

SDG1: Keine Armut

Nachhaltiger Tourismus kann einen bedeutenden Beitrag dazu leisten, Armut zu beenden. Wichtig dafür ist, dass Einnahmen aus Tourismusgeschäften wirklich bei den Menschen vor Ort ankommen. Außerdem muss verhindert werden, dass durch Landraub, Umweltzerstörung oder Ausbeutung Quellen neuer Armut durch den Tourismus geschaffen werden.

 

Chancen und Risiken für Entwicklung

Kaum eine andere Branche birgt so viele Chancen und Risiken für Nachhaltige Entwicklung wie der Tourismus. Auf der einen Seite, stellt er bereits heute eine große Anzahl an Jobs und ermöglicht Menschen, einen Lebensunterhalt zu verdienen. Laut UNWTO ist er weltweit für etwa jeden elften Job verantwortlich. Darunter befinden sich auch viele Frauen, deren Anteil an den Erwerbstätigen im Tourismusbereich nach Zahlen der UNWTO fast doppelt so hoch ist wie in anderen Branchen.

Auf der anderen Seite profitieren von den großen Umsätzen im Tourismusgeschäft derzeit selten primär die Menschen vor Ort, sondern oft große, global agierende Konzerne. Nicht selten müssen lokale Angestellte dagegen unter prekären Bedingungen arbeiten oder leiden unter Ausbeutung, auch hier sind insbesondere vulnerable Gruppen wie Frauen besonders betroffen.

SDG8: Gute Arbeitsplätze und wirtschaftliches Wachstum

Laut der Welttourismusorganisation UNWTO schafft die Tourismusbranche weltweit etwa jeden 11. Job. In vielen Ländern ist Tourismus ein Motor wirtschaftlichen Wachstums. Durch dieses wirtschaftliche Wachstum kann der Wohlstand der Bevölkerung steigen, während höhere Steuereinnahmen in Bildung oder die Gesundheitsversorgung fließen können. Um zu einer wahrhaft Nachhaltigen Entwicklung der Menschen beizutragen, müssen ausbeuterische Arbeitsverhältnisse verhindert werden. Von einer guten Ausbildung des Personals und einer hohen Qualität bei den Arbeitsbedingungen profitieren auch die Touristinnen und Touristen.

In der Vergangenheit ist Tourismus außerdem häufig mit einer starken Ausbeutung der natürlichen Ressourcen, einer Zerstörung der Umwelt und Landraub einhergegangen. Dies kann gravierende Folgen für die traditionelle Lebensweise der Bevölkerungen und ihre Kultur haben. Bereits der mit dem Tourismus verbundene Reiseverkehr stellt eine große Herausforderung für den globalen Klimaschutz dar.

Gleichzeitig ist Umweltschutz jedoch im höchsten Maße auch im Eigeninteresse der Tourismusindustrie und Nachhaltiger Tourismus kann wichtige Initiativen zum Schutz der Umwelt vorantreiben. Ebenso kann Nachhaltiger Tourismus auch zur Stärkung von Kultur und Traditionen beitragen. All diese Faktoren und Spannungsverhältnisse rücken im Jahr 2017 ins Zentrum des Internationalen Jahres, welches sich zum Ziel gesetzt hat, über die Potentiale von Tourismus für Nachhaltige Entwicklung aufzuklären und Nachhaltige Tourismusformen zu stärken.

 

Agenda 2030

Als die UN-Generalversammlung im Jahr 2015 den Beschluss (A/RES/70/193) fasste, das Jahr 2017 zum Jahr des Nachhaltigen Tourismus für Entwicklung zu erklären, stand diese Entscheidung vor dem Hintergrund der Verabschiedung der Agenda 2030 für Nachhaltige Entwicklung und der Ziele für Nachhaltige Entwicklung (SDGs).

SDG9: Innovation & Infrastruktur

Tourismus setzt eine gute Erreichbarkeit und Infrastruktur voraus. Es muss sichergestellt werden, dass von dieser nicht nur Touristinnen und Touristen profitieren, sondern Infrastrukturmaßnahmen insbesondere auch an den Bedürfnissen der lokalen Bevölkerung ausgerichtet sind. Infrastruktur ist kein Selbstzweck, sondern muss der Mobilität, dem Wolhstand und Wohlbefinden der Menschen dienen. Daher darf der Schutz von Umwelt, natürlichen Lebensräumen und kultureller Lebensweisen nicht dem Bau von Infrastruktur untergeordnet werden. Tourismus kann darüber hinaus Impulsgeber für die Suche nach modernen und innovativen Lösungen sein.

In der Tat berührt Tourismus eine Vielzahl der insgesamt 17 Ziele für Nachhaltige Entwicklung. Bei einem genaueren Blick auf die einzelnen Ziele, versinnbildlicht Tourismus außerdem beispielhaft die große Herausforderung, alle Ziele als Einheit zu begreifen und in ihrer Gesamtheit umzusetzen. Denn ein Fokus auf lediglich eines der Ziele kann zwar dazu führen, dass beispielsweise wirtschaftliche Entwicklung gestärkt wird, sich gleichzeitig aber die Situation in anderen Zielfeldern - wie dem Klimaschutz oder dem Schutz von Leben and Land und unter Wasser - verschlechtert.

So hat die UNWTO 5 Säulen identifiziert, die sie im Jahr des Nachhaltigen Tourismus für Entwicklung in den Fokus stellen möchte. Dazu gehören:

(1)        Inklusive und nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung;

(2)        Soziale Inklusivität, Arbeitsplätze und Armutsbekämpfung;

(3)        Ressourceneffizienz, Umweltschutz und Klimawandel;

(4)        Kulturelle Werte, Vielfalt und kulturelles Erbe;

(5)        Gegenseitiges Verständnis, Frieden und Sicherheit.

SDG13: Maßnahmen zum Klimaschutz

Tourismus trägt nicht unwesentlich zum globalen Klimawandel bei. Dies gilt insbesondere für den Flugverkehr. Für nachhaltigeren Tourismus müssen daher insbesondere nachhaltigere Formen des Transports geschaffen und genutzt sowie der Verbrauch von Energie und Ressourcen deutlich reduziert werden. Dies ist auch im Sinne der Tourismusindustrie, die selbst von den negativen Folgen des Klimawandels betroffen ist: So können z.B. Meeresspiegelanstieg oder Extremwetterereignisse die Lebensgrundlage vom Tourismus-abhängigen Menschen zerstören. Gleichzeitig kann er die Abhängigkeit von Tourismus drastisch erhöhen, indem er massiv traditionelle Lebensweisen und Einkommensmodelle, z.B. in der Fischerei, beeinträchtigt.

Nachhaltige Entscheidungen durch Konsumentinnen und Konsumenten

Damit nachhaltige Vorgehensweisen im Tourismus gestärkt werden, kommt es auch auf uns an. Indem Urlauberinnen und Urlauber nachhaltige Entscheidungen treffen und bei der Wahl von Transportmitteln, Reisezielen, Reiseanbietern, Unterkünften und Ausflugszielen nachhaltige Anbieter wählen, können sie einen Beitrag dazu leisten, negativen Auswirkungen von Tourismus zu minimieren und  Entwicklungspotenziale zu erhöhen. Dies gilt übrigens nicht nur für Fernreisen - die Agenda 2030 ist auch für Deutschland gültig und auch hier ist es unsere Aufgabe, ihre Ziele - wie beispielsweise die Schaffung guter Arbeitsbedingungen - umzusetzen.

 

Die DGVN und das Internationale Jahr

Anlässlich des Internationalen Jahres möchte sich die DGVN mit Nachhaltigem Tourismus, den Herausforderungen und den Entwicklungspotenzialen durch Tourismus befassen. Dazu begleiten wir das Jahr des Nachhaltigen Tourismus für Entwicklung durch Beiträge auf unseren Web-Portalen und unseren Social-Media-Kanälen sowie mit Veranstaltungen und Publikationen. Damit wollen wir für die Auswirkungen von Tourismus und die Chancen durch Nachhaltigen Tourismus sensibilisieren und dazu anregen, eigene Reiseentscheidungen sträker an nachhaltigen Kriterien auszurichten.

SDG14: Leben unter Wasser

Besonders starke touristische Nutzung ist oft in Küsten- und Inselregionen anzutreffen. Tourismus profitiert von einem gesunden Leben unter Wasser - sei es durch Tauch- oder Schnorchelangebote, Walbeobachtungen oder den Fischfang für Restaurants. All diese Aktivitäten üben jedoch starken Druck auf marines Leben aus, weshalb ein Nachhaltiger Tourismus im eigenen Interesse schonend mit diesen natürlichen Ressourcen umgehen und Initiativen zum Schutz der Lebensräume vorantreiben muss.

 

 

Mitmachen

Ihr wollt Euch an Aktionen rund um das Jahr des Nachhaltigen Tourismus für Entwicklung beteiligen und Nachhaltigen Tourismus unterstützen? Wir freuen uns, wenn Ihr mithelft, andere Menschen für das Jahr und für das Thema zu sensibilisieren.

  • Trefft nachhaltige Entscheidungen, wenn Ihr in den Urlaub fahrt. Woran man diese ausrichten kann, erfahrt Ihr z.B. bei Tourism Watch. Auch wir stellen Euch im Laufe des Jahres auf unseren Web-Portalen Entscheidungshilfen und positive Beispiele vor.
     
  • Unter dem Hashtag #IY2017 könnt Ihr Euch an der Diskussion in den sozialen Medien beteiligen. Materialien zum Teilen in den sozialen Medien findet Ihr auf der offiziellen Seite der UNWTO zum Jahr des nachhaltigen Tourismus für Entwicklung.

SDG15: Leben an Land

Ebenso wie Leben im Meer ist auch Leben an Land von den Auswirkungen des Tourismus betroffen. Gerade bei z.B. Safaris stehen Lebewesen an Land im Fokus der touristischen Aktivitäten. Nachhaltiger Tourismus muss die Auswirkungen auf diese Lebenswelten - auch im eigenen Interesse - möglichst gering halten.

  • Teilt uns Eure Geschichten und Erlebnisse rund um Nachhaltigen Tourismus mit! Ihr kennt Erfolgsgeschichten über nachhaltige Tourismusprojekte, die Ihr mit uns teilen möchtet? Ihr wollt uns Eure Meinung zu den Chancen und Risiken von Nachhaltigem Tourismus mitteilen? Dann schickt uns Eure Geschichten und Meinungen an hasenkamp@dgvn.de - wir freuen uns, Eure Geschichten in zukünftigen Artikeln auf unseren Webportalen vorzustellen oder ausgewählte Meinungsartikel zu veröffentlichen!

  • Ihr habt Anregungen, wie die DGVN sich mit Nachhaltigem Tourismus auseinandersetzen kann? Ideen für Aktionen? Dann lasst uns unter  hasenkamp@dgvn.de an diesen teilhaben!

Weitere Informationen

World Tourismus Organization (UNWTO)

Tourism Watch (deutschsprachiger Informationsdienst von Brot für die Welt für einen nachhaltigen, sozial verantwortlichen und umweltverträglichen Tourismus)


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