Youth for CSW
Die Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen fördert seit 2017 die Teilnahme von zwei Jugendbeobachterinnen mit ausgewiesener fachlicher Expertise auf dem Gebiet der Gendergerechtigkeit an der Sitzung der Frauenrechtskommission (Commission on the Status of Women, CSW).
Die DGVN bietet jungen Menschen, die sich in Deutschland aktiv für eine gendergerechte Welt einsetzen, die Gelegenheit, die Arbeit der Vereinten Nationen bei der Frauenrechtskommission live zu erleben. Die beiden ausgewählten „UNA Germany Youth Observer“ lernen in fünf bis sieben Tagen die Themen, Akteure und Prozesse auf internationaler Ebene intensiv kennen, bringen ihre eigene Expertise ein und knüpfen wichtige Kontakte für ihre weitere Arbeit auf nationaler und internationaler Ebene.
Das Programm „Youth for CSW“ umfasst die Teilnahme an der Frauenrechtskommission. Die Vorbereitung und Begleitung durch das DGVN-Generalsekretariat und Ehrenamtliche mit UN-Expertise sind Teil des Programms. Die beiden „UNA Germany Youth Observer“ arbeiten auch mit dem Arbeitskreis Gendergerechtigkeit in der DGVN zusammen. Ein weiterführendes Engagement in den Projekten der DGVN ist willkommen.
Das Thema Gendergerechtigkeit hat seit dem Jahr 2017 einen festen Platz in der Arbeit der DGVN. Die beiden Teilnehmenden des Programms werden während und nach der Frauenrechtskommission über relevante Kanäle und Netzwerke über ihre Erkenntnisse und Erfahrungen und sie in den Monaten danach aktiv an junge Menschen vermitteln.
Youth for CSW 2024
Vom 11. bis 22. März 2024 findet die 68. Sitzung der Frauenrechtskommission (Commission of the Status of Women, CSW) statt. Vertreterinnen und Vertreter der UN-Mitgliedstaaten, UN-Organisationen und vom Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen (ECOSOC) akkreditierte Nichtregierungsorganisationen aus allen Regionen der Welt sind eingeladen, an der Sitzung teilzunehmen.
Das Schwerpunktthema 2024 lautet „Beschleunigung der Gleichstellung der Geschlechter und Teilhabe aller Frauen und Mädchen durch Armutsbekämpfung sowie durch die geschlechtergerechte Stärkung von Institutionen und Finanzpolitik".
Mehr Informationen zur CSW gibt es hier.
Die DGVN entsendet erneut zwei junge Menschen als UNA Germany Youth Oberserver, um die Arbeit der CSW kennenzulernen und sich für Jugendthemen einzusetzen.
In diesem Jahr werden Karen Kuntze und Louisa Hadadi als Youth Observer an der 68. Frauenrechtskommission teilnehmen.
Karen Kuntze
Ich bin Karen, 21 Jahre alt und studiere Internationale und europäische Governance in Münster und Lille.
Als eins von wenigen Mädchen an meinem Gymnasium habe ich früh erfahren, inwiefern weibliche Stimmen ignoriert oder überhört worden sind. Ich wollte aus diesem Grund für einen braver space sorgen und habe mich als Schülersprecherin und später als Bezirkssprecherin der Gymnasien in Bayerisch-Schwaben für ein gendergerechtes Schulklima bemüht, durch Empowerment von Schülerinnen, aber auch queerfeministischen Themen mit der Veranstaltung von Workshops zum Thema von Geschlecht und Identität. Als Afrodeutsche war mir dabei allen voran wichtig, intersektional vorzugehen und das Schild „Schule mit Courage, Schule ohne Rassismus“ mehr sein zu lassen als ein Emblem am Eingangstor der Schule. Denn Bildung sollte für jede Person zugänglich sein und ist bis heute mein Herzensthema.
Dies brachte mich zu meinem Engagement als Youth Leader bei der Globalen Bildungspartnerschaft (GPE), wo wir vor dem Bundestag für mehr Finanzierung für globale Bildung kämpften mit dem Fokus auf Mädchenbildung, da derzeit 129 Mio. Mädchen die Schule nicht besuchen. Dazu trug ich vor Bundestagsabgeordneten einen Poetry Slam vor.
Seit 2021 bin ich Mitglied des BMZ-Jugendbeirats und habe als Sprecherin und derzeit als Vertrauensperson an Themen wie Bildung, Schutz vor Gewalt, Ausbeutung und Missbrauch und derzeit der feministischen Entwicklungszusammenarbeit gearbeitet. Wir wollen die junge Stimme im Entwicklungsministerium sein, die die Stimmen aus dem Globalen Süden miteinbezieht und das aus einer postkolonialen Perspektive. In diesem Kontext durfte ich viele Feministinnen und Feministen außerhalb Deutschlands kennenlernen und ihre Kämpfe verstehen.
Als Arbeiterkind ist mir das Thema der 68. Frauenrechtskommission Armut unfassbar wichtig und ich freue mich aus eigener Erfahrung im Kampf für Chancengleichheit und dem Zugang zu Bildung, sowie im Kontext des Jugendbeirats und im Globalen für die Stimme der Jugend nach New York zu fahren und ihr, gemeinsam mit Louisa, ein Gehör zu verschaffen.
Louisa Hadadi
Ich bin Louisa, 24 Jahre alt, und studiere derzeit Völkerstrafrecht im LLM in Amsterdam und New York, nachdem ich mein Jurastudium in Hamburg, Santiago de Chile und Beijing abgeschlossen habe.
Als Deutsch-Iranerin ist mir das Thema Gendergerechtigkeit besonders wichtig. Doch auch Deutschland, ein Land, in dem die Verwirklichung der Geschlechtergerechtigkeit sogar grundgesetzlich verankert ist, ist von der tatsächlichen Umsetzung weit entfernt. Die strukturelle Diskriminierung wirkt sich insbesondere auf Mädchen und Frauen mit Migrationsgeschichte aus, weshalb mir - nicht zuletzt aufgrund meines eigenen sogenannten Migrationshintergrundes - eine intersektional gedachte Bekämpfung von Genderungerechtigkeit besonders wichtig ist. Meine jahrelange Arbeit mit Geflüchteten schärfte mein Verständnis dafür, dass unterdrückenden Systemen nur nachhaltig begegnet werden kann, wenn Gerechtigkeit umfassend gedacht wird.
Da ich Feminismus nicht als Nischenthema, sondern als ein über allem und in allem steckendes Thema begreife, ist auch mein bisheriges feministisches Engagement breit gefächert. Als Gruppensprecherin meiner Amnesty-International Hochschulgruppe habe ich zahlreiche Veranstaltungen zur Situation von Frauenrechten weltweit mitorganisiert. Teils selbstinitiierte feministische Lesekreise und Uni-Seminare zu Frauenrechten zeigten mir zwar die komplexe Realität auf, allerdings befeuerte dies meine Utopie einer geschlechtergerechten Welt nur noch mehr. Das Recht birgt viele Potenziale, eine Verbesserung der strukturellen Stellung von Frauen zu erreichen - sie müssen nur verwirklicht werden! In dieser Hinsicht besonders inspirierend war ein Traineeship beim European Center for Constitutional and Human Rights.
Das kommende Schwerpunktthema der CSW, Armutsbekämpfung und geschlechtergerechte Finanzierung, ist besonders wichtig, da Armut nicht nur Konsequenz, sondern auch Ursache anderer Menschenrechtsverletzungen ist. Bei der kommenden CSW werde ich mich dafür einsetzen, dass Lösungen intersektional gedacht werden. Solange nicht alle Frauen unabhängig von ihrer Religion, ihrem Pass, ihrer Migrationsgeschichte oder dem sozio-ökonomischen Status ihrer Familie gleiche Chancen haben, ist keine Gleichheit erreicht.
Ich freue mich sehr darauf, in den kommenden Monaten mit weiteren Jugendlichen in den Austausch zu treten, um dann gemeinsam mit Karen unsere Forderungen auf dem UN-Parkett zu formulieren und von und mit anderen Frauenrechtlerinnen und Frauenrechtlern lernen zu können.