Für den aufmerksamen Beobachter der seit Jahren in Gang befindlichen internationalen Seerechtsdebatte hat die Konferenz von Caracas 1974 keinen unerwarteten Verlauf genommen. Mit substantiellen Ergebnissen ist auch nicht im Konferenzausschuss II (general aspects of sea law) zu rechnen gewesen. Denn in mancherlei Hinsicht ähneln Seerechtskonferenz und der sie vorbereitende Meeresbodenausschuss eher einer einklassigen Lehrveranstaltung als einem der Aufgabe angemessenem Expertengremium. Schon im siebten Jahr sitzen Groß und Klein, Arm und Reich, Entwickelte und Zurückgebliebene, Interessierte und Gleichgültigere in alphabetischer Reihenfolge beisammen. Anfänglich waren es 42, dann 87, später 90 Teilnehmer. Nach Caracas waren von 149 eingeladenen Staaten 138 gekommen. In Genf 1975 werden es mehr sein. Auch die an der Schwelle staatlicher Souveränität stehenden Mitglieder der Völkerfamilie Papua New Guinea, Cook Islands, Surinam und Netherlands Antilles werden dabei sein dürfen. Das Klassenziel ist ehrgeizig, kontrovers und immer gleich: Die Neuordnung des gesamten Meeresvölkerrechts. Es kann also kaum verwundern, dass auch bei zunehmender Aktivität vor und hinter den Kulissen der Konferenzbühne nur mühsam Ergebnisse erzielt werden können.