Im Januar dieses Jahres hat das Europäische Parlament (EP) den ersten umfassenden politischen Bericht über die Beziehungen der Europäischen Union (EU) zu den Vereinten Nationen verabschiedet. In der Zeit, in der sich Europa eine Verfassung gibt und am 1. Mai um zehn neue Länder auf 25 Staaten mit insgesamt rund 450 Millionen Menschen erweitert wird, ist es an der Zeit, das Verhältnis
Brüssels zur Weltorganisation neu zu bestimmen. Über viele Jahre hat die EU gegenüber den UN eine hauptsächlich reagierende Rolle gespielt. Eine Rolle, die sowohl hinter ihrer politischen und wirtschaftlichen Bedeutung als auch hinter ihrem finanziellen Beitrag zum UN-System blieb. Dabei fehlte den Europäern ein klares politisches Konzept für die Vereinten Nationen. Heute steht die EU vor einer neuen Etappe ihrer Geschichte, denn die EU-Erweiterung wird sowohl neue Chancen als auch große Herausforderungen mit sich bringen. Sie wird schon der Bevölkerungszahl nach das Gewicht der EU erhöhen; zugleich wird die Union aber auch mit der Aufgabe konfrontiert, die Positionen von 25 und später 27 Mitgliedstaaten auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen und als EU mit einer Stimme zu sprechen. Doch nicht nur Europa, sondern auch die Weltorganisation selbst steht heute angesichts drängender globaler Fragen vor der Notwendigkeit einer tiefgreifenden Reform. Diese beiden Reformprozesse bieten aber auch die Chance, die Beziehungen zwischen der EU und den UN in deutlich höherem Maße als bisher politisch, kohärent und strategisch zu gestalten.