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SDG 15: Land-Ökosysteme – für eine nachhaltigere Nutzung unserer Erde

Das High Level Political Forum zum Fortschritt der Sustainable Development Goals (SDGs) tagt noch bis zum 18. Juli in New York. Dieses Jahr steht hierbei unter anderem SDG 15 im Fokus. Dieses beschäftigt sich mit den Wälder und Wiesen, kurz den terrestrischen Ökosystemen unseres Planeten. In einer Vielzahl an Projekten hat die UN bereits Fortschritte erzielen können. Doch die Probleme sind groß und es bleibt noch einiges zu tun.

Generalsekretär Ban-Ki Moon hält eine Rede auf dem HLPF 2016
Generalsekretär Ban-Ki Moon auf dem HLPF 2016. (UN Photo/Rick Bajornas)

Vom 9. bis 18. Juli 2018 findet das diesjährige High Level Political Forum (HLPF) statt, das Treffen der hohen Vertreterinnen und Vertreter aller Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen zum Stand der Umsetzung der Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals – SDGs). Neben den Zielen zur Sicherung von Wasser- (SDG6) und Stromversorgung (SDG 7) sowie Nachhaltigkeitsbestrebungen in Bezug auf Städte (SDG11) und Konsum (SDG12), steht in diesem Jahr auch das 15. Ziel im Fokus. Ziel 15 steht unter dem Titel „Leben an Land“: Es beschäftigt sich mit den terrestrischen Ökosysteme und möchte eine nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder erreichen sowie Desertifikation, Bodendegradation und Biodiversitätsverlust verhindern. Durch menschliche Einflüsse und dem Klimawandel sind diese stark bedroht. In neun Unterzielen zu SDG15 wird im Detail dargelegt wie die Land-Ökosysteme geschützt und bestehende Schäden behoben werden können. Die Projekte hierzu sind vielfältig und binden auch andere SDGs mit ein.

SDG 15 will die Zerstörung der Wälder verhindern

Wäldern kommt durch ihre Funktion als „Lunge der Erde“ und als Lebensraum vieler Tierarten eine zentrale Bedeutung beim Erhalt des Lebens an Land zu. Das Problem der Abholzung und Rodung ist hinlänglich bekannt: Schon seit Jahrzehnten wird in großem Maße der Regenwald für die Holzwirtschaft gefällt oder mit Feuer brandgerodet, um Platz für Farmland zu schaffen und den weltweiten Hunger nach Fleisch zu stillen. Besonders im Amazonas, aber auch in Kanada und vielen anderen Regionen, schwinden die Wälder in rasantem Tempo. Gleichzeitig nimmt auch der Klimawandel großen Einfluss auf die Gesundheit dieses wichtigen Ökosystems. Durch die Häufung von trockenen, heißen Sommern in Europa beispielsweise, gepaart mit starken Stürmen, sind auch die heimischen Wälder bei uns in Deutschland bedroht. Dies ist auch in diesem Sommer wieder besonders spürbar. Gleichzeitig machen sich vermehrt Baumschädlinge in unseren Gefilden breit, die erst jetzt durch die im Durschnitt wärmeren Temperaturen hier überleben können. Wälder sind weltweit durch eine Vielzahl an Faktoren bedroht, was es umso wichtiger macht, diese Probleme multilateral anzugehen.

Die UN versucht insbesondere im Rahmen ihres Entwicklungsprogrammes (UN Development Programme – UNDP) Programme hier anzusetzen. Unter anderem arbeitet das UNDP mit indigenen Völkern im Amazonasgebiet zusammen. Diese Völker, wie auch die Natur um sie herum, mit der sie in enger Verbindung leben, werden immer weiter zurückgedrängt. Illegale Forstwirtschaft und Goldsuche zerstören mehr und mehr des Waldes, der ihnen als Heimat dient. Hier wird besonders offensichtlich, wie wichtig eine Bündelung verschiedener Ansätze ist. Armut und Perspektivlosigkeit treibt die Menschen vielerorts zu diesen umweltschädlichen Überlebensstrategien. Wer reelle Angst hat, morgen kein Essen zu haben, hat wenig Zeit, sich Gedanken über etwas vermeintlich Abstraktes wie die Zukunft des Planeten zu machen. Um diese Probleme nachhaltig lösen zu können, müssen die Lebensverhältnisse der Menschen verbessert werden. Das UNDP-Projekt beschäftigt daher Indios als Ranger, da sie das beste Wissen über ihren Wald haben und ihn daher auch am besten schützen können. Darüber hinaus versucht ein von Deutschland finanziertes Projekt, die lokalen Gemeinden zu einem Umdenken zu bewegen und zu nachhaltigen Bewirtschaftungsarten fortzubilden.

Böden unter Stress

Die Folgen von Rodungen sind auch auf lange Sicht fatal. Auf abgeholzten und landwirtschaftlich übernutzten Flächen kommt es häufig zu Bodendegradation. Hierbei verliert der Boden seine Nährstoffe, die Vegetationsschicht geht verloren und das vorher fruchtbare Land wird entweder durch starke Regenfälle und Wind abgetragen oder versalzt und wird zur Steppe und Wüste bei einem Mangel an Regen. Die Umkehr dieses Prozesses ist höchst schwierig und aufwendig - der Verlust für Mensch und Umwelt ist enorm. Auslöser hierfür kann der Einsatz von Pestiziden, die übermäßige Bewirtschaftung und die Zerstörung von Wäldern sein. Auch indirekt, durch den Klimawandel bedingt, verlieren Böden ihre positiven Eigenschaften, degradieren und verfallen. Besonders Böden in stark bewirtschafteten Gebieten und Regionen, die bereits unter Wasserstress leiden, werden durch die aktuellen klimatischen Veränderungen mehr und mehr bedroht. Die Menschen in diesen Regionen sind oft von Landwirtschaft abhängig und verlieren somit ihre Lebensgrundlage. Die sozioökonomischen Auswirkungen dieser Entwicklung sind daher nicht zu vernachlässigen. 

Auch hierbei setzt das UNDP an und versucht besonders durch die Aufklärung von Farmerinnen und Farmer schädliche Arbeitsweisen zu verhindern und eine nachhaltige Bewirtschaftung zu ermöglichen. In Aserbaidschan beispielsweise, wo Überweidung durch Viehherden die Vegetation stark beschädigt hatte, wurden mittlerweile Fortschritte erreicht. Indem man Farmerinnen und Farmern in der Nutzung alternativer Arbeitsmethoden geschult hat, konnten sie ihre eigene Lebensgrundlage und ein wichtiges Ökosystem trotz weiterer Nutzung nachhaltig schützen.

Auch durch Verbesserungen der Infrastruktur wird zu einer Linderung des Wassermangels aktiv beigetragen. In wasserarmen Regionen von Myanmar hat das UNDP die Wasserversorgung verbessert und den Bauern wassersparende Anbaumethoden vermittelt, um die Belastbarkeit der Vegetation gegenüber Extremwetterereignissen aufzubauen. Auch hier war ein aktives Auseinandersetzen mit der Armut in weiten Teilen der Bevölkerung eine zu überwindende Hürde, um Fortschritte zu erreichen.

In den Erfahrungen aus den verschiedenen Projekten, welche im Rahmen der Nachhaltigkeitsziele implementiert wurden, ist besonders sichtbar geworden, wie wichtig die Verzahnung der verschiedenen Nachhaltigkeitsziele für deren Erfolg ist. Soziale ökonomische und umweltpolitische Ansätze müssen gebündelt agieren, damit eine nachhaltige Interaktion mit der menschlichen Umwelt möglich wird und davon sowohl Mensch als auch Natur profitieren können. Auch wenn SDG 15 ein Ziel für sich ist, so steht es dennoch in Interdependenz mit all den anderen Zielen. Erfolg kann nur mit einem multiplen Ansatz erreicht werden.

Paul Weber