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Jean-Pierre Lacroix wird neuer Chef der Blauhelme

Der französische Diplomat wurde vom neuen UN-Generalsekretär António Guterres zum Untergeneralsekretär für Friedensmissionen ernannt. Der 56-Jährige wird damit Nachfolger von Herve Ladsous. Auf Lacroix warten viele Herausforderungen.

Der neuen UN-Untergeneralsekretär Jean-Pierre Lacroix im August 2009
Der neuen UN-Untergeneralsekretär Jean-Pierre Lacroix im August 2009. (UN Photo/Paulo Filgueiras)

Am Dienstag dieser Woche hat UN-Generalsekretär António Guterres bekanntgegeben, dass er den französischen Diplomaten Jean-Pierre Lacroix zum neuen Untergeneralsekretär für Friedensmissionen ernennt. Der 56-jährige Lacroix übernimmt am 1. April den Posten seines Landsmanns Herve Ladsous für zunächst ein Jahr. Ladsous hatte das Amt sechs Jahre inne.

Lacroix ist seit 2014 Abteilungsleiter im französischen Außenministerium für die Vereinten Nationen, internationale Organisationen, Menschenrechte und Frankophonie. Er bringt 25 Jahre diplomatische und politische Erfahrung mit – den Großteil dieser Zeit beschäftigte er sich mit den Vereinten Nationen und anderen multilateralen Organisationen. Zudem diente er Frankreich als Botschafter in Schweden.

Herausforderungen an mehreren Fronten

Von seinem Vorgänger erbt Lacroix einige Probleme. So muss er sich mit den skandalösen Missbrauchsfällen durch UN-Blauhelme in Afrika – insbesondere in der Zentralafrikanischen Republik – auseinandersetzen. Hier gilt es die bisherigen Fälle weiter aufzuklären und massives Fehlverhalten der Friedenstruppen in Zukunft zu verhindern.

Zudem steht über den Friedensmissionen ein finanzielles Fragezeichen. Donald Trump, der neue Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, und sein Team haben in der Vergangenheit mehrfach angekündigt weniger Geld für multilaterale Organisationen bereitzustellen. Dies betrifft potenziell auch die 2,6 Milliarden Dollar, die die USA jährlich für UN-Friedensmissionen ausgeben. Bei einem Budget von insgesamt 7,9 Milliarden Dollar  macht der US-Beitrag immerhin knapp 30 Prozent aus. Die von Trump entsandte UN-Botschafterin der USA, Nikki Haley, hat bereits Druck aufgebaut und erklärt, dass die USA ihren Beitrag nur dann leisten, wenn die Friedensmissionen reformiert und wesentlich effizienter gestaltet werden. Haley forderte zudem eine baldige Abwicklung der Missionen in Haiti und im Südsudan. Auch ganz grundsätzlich regt sich amerikanische Kritik am Konzept der UN-Friedenssicherung, die in den letzten Jahren den Schutz von Zivilisten immer stärker betonte. „Wir sollten reingehen, die Konflikte lösen und uns wieder zurückziehen“, so Haley.

Der Druck auf den neuen Untergeneralsekretär Lacroix ist also an mehreren Fronten groß. Guterres unterstützte ihn, in dem er eine interne Überprüfung der Friedens- und Sicherheitsstrategie, -arbeitsweise und -architektur des UN-Sekreteriats ankündigte. Bis Juni soll eine Kommission um Tamrat Samuel (Eritrea) einen Bericht vorlegen, der zu Reformen führen soll. Sollte es Lacroix gelingen, das Vertrauen in die Integrität der Blauhelme zurückzugewinnen sowie gemeinsam mit der internationalen Gemeinschaft einen Rückzug der USA zu verhindern, hätte er wohl die dringendsten Herausforderungen der UN-Friedenssicherung der nächsten Jahre gelöst. Einfach wird dies aber auch für den erfahrenen Diplomaten nicht.

Generalsekretär Guterres teilte zugleich mit, dass der Amerikaner Jeffrey Feltmann für ein weiteres Jahr Untergeneralsekretär für politische Angelegenheiten bleibt. Dieser Posten gilt neben dem des Untergeneralsekretärs für Friedensmissionen als einer der prestigeträchtigsten in den Vereinten Nationen. 

Mirko Vossen


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