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Die Welt im Umbruch – Die UNO machtlos? Die Vereinten Nationen zwischen Problemdruck und Handlungsunfähigkeit

Am 31. März 2017 diskutierten in Hannover-Langenhagen auf Einladung von DGVN-Mitglied Paolo Bragagna der ehemalige Exekutiuvdirektor von UNEP Klaus Töpfer, die frühere Hohe Abrüstungsbeauftragte der UN Angela Kane und der stellvertretende DGVN-Vorsitzende Ekkehard Griep über die Herausforderungen der Vereinten Nationen in der aktuellen Weltlage.

Dzembritzki, Kane, Töpfer, Bragagna, Griep (© Christian Kunze)
Dzembritzki, Kane, Töpfer, Bragagna, Griep (© Christian Kunze)

Auf Einladung des Koordinators des DGVN-Arbeitskreises Niedersachsen, Paolo Bragagna, stand am 31. März 2017 in Langenhagen-Hainhaus bei Hannover das hochaktuelle Thema „Die Welt im Umbruch – Die UNO machtlos?“ im Blickpunkt. In „Paolo’s Landhaus“ diskutierten unter der Moderation des Journalisten Andreas Franke auf dem Podium Prof. Dr. Klaus Töpfer, ehem. Exekutivdirektor des UN-Umweltprogramms (UNEP), Angela Kane, ehem. Hohe Abrüstungsbeauftragte der Vereinten Nationen und Dr. Ekkehard Griep, stv. DGVN-Vorsitzender und Herausgeber des Buches „Wir sind UNO“. In seinen Begrüßungsworten unterstrich Paolo Bragagna, angesichts der aktuellen Entwicklungen in der internationalen Politik, sei es ihm ein Herzensanliegen, Fragen nach der Relevanz der UNO intensiver nachzugehen. Er traf damit das Interesse der knapp 100 Gäste offensichtlich genau.

Begrüßung durch den Vorsitzenden des DGVN-Arbeitskreises Niedersachsen, Paolo Bragagna (© Christian Kunze)
Begrüßung durch den Vorsitzenden des DGVN-Arbeitskreises Niedersachsen, Paolo Bragagna (© Christian Kunze)

In deutlichen Worten beklagte Klaus Töpfer, durch achtjährige Tätigkeit als Exekutiuvdirektor des UNEP bestens mit den Gegebenheiten des internationalen System vertraut, der Multilateralismus befinde sich heute in der Krise – und dies, obwohl doch die großen Themen – vom globalen Klimawandel über Flucht und Migration bis zur Armutsbekämpfung von einzelnen Staaten allein nicht bewältigt werden könnten. Um hier entgegenzuwirken, sollten die Vereinten Nationen dringend gestärkt werden. Mit Blick auf die deutsche Rolle im UN-System kritisierte Töpfer die mangelnde Repräsentanz Deutschlands in Spitzenpositionen der Vereinten Nationen und forderte die Bundesregierung auf gegenzusteuern.

Befragt zu den Erkenntnissen aus seinen mehr als 30 Interviews mit deutschen UN-Bediensteten, schilderte Ekkehard Griep als verbindendes Element, dass  unabhängig von Aufgabenfeld und Ebene durchgängig Kreativität und Initiative festzustellen seien. UN-Mitarbeiter/-innen nutzten immer wieder ihre Freiräume, um die Dinge voranzubringen. Griep unterstützte zudem die Schwerpunktsetzung des neuen UN-Generalsekretärs Guterres in der Konfliktprävention und forderte von allen UN-Mitgliedsländern die Einhaltung von Beitragsverpflichtungen.

Angela Kane, als Hohe Abrüstungsbeauftragte der UN vor wenigen Jahren in Syrien unmittelbar für die Verifikation von Chemiewaffeneinsätzen verantwortlich, schilderte als eine ihrer Erfahrungen aus mehreren Jahrzehnten im Dienst der Vereinten Nationen, dass Konflikte, um beendet werden zu können, „reif“ für einen Friedensschluss sein müssten. Tragischerweise sei das häufig erst nach langem Blutvergießen der Fall, so wohl auch in Syrien. Was die neue US-Administration unter Präsident Trump betreffe, so schloss Kane nicht aus, dass auch diese Regierung sinnvolle Reformschritte für die UN möglich mache. 

Griep, Kane, Moderator Andreas Franke, Töpfer (© Christian Kunze)
Griep, Kane, Moderator Andreas Franke, Töpfer (© Christian Kunze)

Klaus Töpfer forderte schließlich, die Vereinten Nationen sollten in Deutschland eine viel stärkere Rolle in der öffentlichen Diskussion spielen. In diesem Zusammenhang sei das in Berlin angestrebte „Haus für die Vereinten Nationen“ ein richtiges, wichtiges Vorhaben, das Unterstützung verdiene.

Nach der allgemein positiven Resonanz auf diese erste DGVN-Veranstaltung in „Paolo’s Landhaus“ waren sich die Organisatoren einig: Die „Langenhagener UNO-Gespräche“ sollen zum regelmäßig wiederkehrenden Format werden. 


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