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Die DGVN-Jugendbeobachterinnen bei der 61. UN-Frauenrechtskommission und dem Jugendforum

Dieses Jahr schickte die DGVN erstmalig zwei Jugendbeobachterinnen zur 61. Frauenrechts-kommission und zum vorgeschalteten Jugendforum. Als Jugendvertreterinnen wurden Tiaji Sio und Eva Ritte für eine Woche nach New York geschickt. Sie berichten von ihren Erlebnissen.

Die Jugendbeobachterinnen der DGVN mit UN Assistant Secretary-General und Deputy Executive Director von UN Women Lakshmi Puri
Die Jugendbeobachterinnen der DGVN mit UN Assistant Secretary-General und Deputy Executive Director von UN Women Lakshmi Puri.

Mädchen und junge Frauen werden am längsten betroffen sein von politischen Entscheidungen, die heute getroffen werden. Dennoch sitzen sie meistens nicht am Verhandlungstisch. Um dieser Tendenz entgegenzuwirken, rief die Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen in diesem Jahr ein Jugendbeobachter*innen-Programm ins Leben. Und so bekamen wir – Tiaji und Eva – als zwei junge zivilgesellschaftlich aktive Frauen die Möglichkeit an der 61. Frauenrechtskommission (FRK) und dem vorangehenden Jugendforum teilzunehmen. Inzwischen ist unsere Woche in New York vorbei. Es war eine wirklich spannende Zeit.

Am Jugendforum nahmen fast 1000 junge Menschen aus der ganzen Welt Teil, die sich im Bereich Gendergerechtigkeit und Jugendpartizipation engagieren. Es ging im Lichte des zentralen Themas der diesjährigen FRK „Wirtschaftliche Stärkung von Frauen in der sich verändernden Arbeitswelt“ vor allem am ersten Tag viel um Bildung und Ausbildung. Am zweiten Tag drehten sich die Diskussionen und Vorträge vor allem um die Rolle von Jungen und Männern im Kampf für Gendergerechtigkeit in der Arbeitswelt und um generationenübergreifende Partnerschaften. Zum Abschluss des Jugendforums wurde eine Erklärung verabschiedet, welche die Forderungen der jungen Generation an die Verhandlungsführerinnen und Verhandlungsführer der FRK auf den Punkt bringt. Zentrale Forderungen sind zum Beispiel, dass Gendergerechtigkeit auch für Menschen gelten muss, die nicht dem binären Geschlechtersystem entsprechen, dass mehr Ressourcen in Bildung investiert werden müssen, und dass Mädchen und jungen Frauen der Zugang zu sexuellen und reproduktiven Gesundheitsdiensten offenstehen muss und sie in autonomer Weise über ihre eigenen Körper bestimmen können müssen. Dieser letzte Punkt wird als Voraussetzung für Bildungs- und Chancengleichheit gesehen, denn nur wenn Mädchen und Frauen selbstbestimmt leben können und Zugang zu Gesundheitsdiensten haben, die für sie von spezifischer Bedeutung sind, können sie überhaupt erst gleichwertige Ausgangssituationen zu Jungen und Männern erreichen.

Eva, Tiaji und Farnaz Nasiriamini (Studentin und Aktivistin aus Deutschland) am ersten Tag des Jugendforums im großen Konferenzsaal 4 des VN Headquarters in New York
Eva, Tiaji und Farnaz Nasiriamini (Studentin und Aktivistin aus Deutschland) am ersten Tag des Jugendforums im großen Konferenzsaal 4 des UN-Headquarters in New York.

Beim Jugendforum sprachen unter anderem auch hochrangige VN-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, wie die UN Women Executive Director Phumzile Mlambo-Ngcuka und Deputy Executive Director von Un Women Lakshmi Puri. Mit ihr konnten Tiaji und Eva im Anschluss an den ersten Tag auch einen Moment persönlich sprechen

Die deutsche Regierungsdelegation zur FRK besteht zu einem Teil aus Regierungsvertreterinnen und –vertretern und zum anderen Teil aus Vertreterinnen und Vertretern der Zivilgesellschaft. Wir waren als zivilgesellschaftliche Vertreterinnen mit dabei. So konnten wir während der FRK einen Einblick in die Arbeit der Delegation und in die Verhandlungen erhalten, uns aber gleichzeitig auch weiterhin mit jungen Aktivistinnen aus der ganzen Welt vernetzen. Wir erhielten darüber hinaus die Möglichkeit, unsere eigenen Kommentare und Änderungsvorschläge zum Entwurf der „agreed conclusions“, dem Abschlussdokument der FRK, vor der Regierungsdelegation vorzustellen. Unsere Agenda war klar, für die Rechte von Mädchen und jungen Frauen einzustehen und die Sprache des Dokumentes so zu formen, dass ihre speziellen Bedürfnisse stets berücksichtigt werden. Zum Beispiel finden wir, dass Sexualkunde in der Schule sehr wichtig ist, und dass auch in diesem Rahmen schon über sexuelle Orientierungen und Geschlechtsidentitäten aufgeklärt werden sollte. Des Weiteren setzen wir uns ein für weniger Stereotype in den Medien, und zwar nicht erst bei der Zielgruppe Frauen, sondern auch bei Programmen, die sich an Kinder und Jugendliche richten. Bezüglich sexueller Belästigung sind wir der Meinung, dass diese nicht nur am Arbeitsplatz, sondern selbstverständlich auch am Ausbildungsplatz und in der Schule verhindert und bekämpft gehört. Die Zusammenarbeit innerhalb der Regierungsdelegation wurde von uns als sehr konstruktiv wahrgenommen – ein positives Beispiel für generationsübergreifende Kooperationen!

Die Regierungsdelegation zur 61. Frauenrechtskommission unter Leitung der parlamentarischen Staatssekretärin aus dem BMFSFJ Elke Ferner, unsere Jugenddelegierten rechts am Rand
Die Regierungsdelegation zur 61. Frauenrechtskommission unter Leitung der parlamentarischen Staatssekretärin aus dem BMFSFJ Elke Ferner, unsere Jugenddelegierten rechts am Rand. (Foto: Tiaji Sio/Eva Ritte)

Neben zahlreichen Side Events nahmen wir auch an einer von UN Women organisierten Fokusgruppendiskussion zum Thema Jugend, Frieden und Sicherheit teil. Die aus 12 jungen Aktivistinnen und Aktivisten bestehende Fokusgruppe diskutierte über aktuelle Herausforderungen der internationalen Friedens-und Sicherheitspolitik. Dabei ging es angesichts der Resolution 2250 auch um die mangelnde Repräsentation von jungen Frauen und Mädchen in Friedensprozessen und den allgemeinen Widerstand gegenüber der Akzeptanz von Genderfragen. Auf Grund der unterschiedlichen Herkunft, Kultur und Erfahrungen, entwickelte sich unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern schnell eine konstruktive Diskussion, deren Ergebnisse wir sicherlich in unserer zukünftigen zivilgesellschaftlichen Arbeit einfließen lassen können. Ein weiterer Schwerpunkt war der Erfahrungsaustausch und die Frage, wie bereits etablierte Programme in anderen Kontexten repliziert werden können.

Gestärkt vom Spirit des Jugendforums und der FRK, werden wir den Kampf für eine gendergerechte Welt auch in Deutschland fortsetzen. Wir wollen uns insbesondere in den neu gegründeten Arbeitskreis Gendergerechtigkeit der DGVN einbringen und in diesem Rahmen eigene Veranstaltungen mit einem besonderen Fokus auf jugendrelevante Themen organisieren.

Die Jugendbeobachterinnen bei UN Women mit einem Teil der Fokusgruppe zum Thema Jugend, Frieden und Sicherheit – wie kann man die speziellen Bedürfnisse von Mädchen und jungen Frauen bei der Umsetzung der Resolution 2250 des VN Sicherheitsrates beacht
Die Jugendbeobachterinnen bei UN Women mit einem Teil der Fokusgruppe zum Thema Jugend, Frieden und Sicherheit – wie kann man die speziellen Bedürfnisse von Mädchen und jungen Frauen bei der Umsetzung der Resolution 2250 des UN Sicherheitsrates beachten? (Tiaji Sio/Eva Ritte)

Wir sind der festen Überzeugung, dass das Pilotprojekt „Youth 4 CSW“ einen gelungenen Start hingelegt hat und in den nächsten Jahren noch weiter ausgebaut werden sollte. Genderpolitische Themen aus einer Jugendperspektive zu betrachten und in die Verhandlungen des Abschlussdokumentes mit aufzunehmen wird auch in den kommenden Jahren eine immer wichtigere Aufgabe der UN Frauenrechtskommission.

Jugendbeobachterinnen und –beobachter erfüllen genau diese Funktion und agieren deshalb als Brücke zwischen der Stimme der Jugend und den Regierungsvertreterinnen und -vertretern.

Es ist unser gemeinsames Anliegen, traditionellen Denkmustern entgegenzuwirken und zu einer offeneren, toleranteren und gerechteren Gesellschaft beizutragen.

Von Tiaji Sio und Eva Ritte

 

Die Frauenrechtskonvention findet vom 13. bis 24. März 2017 statt. Hier können Sie die aktuellen Ergebnisse verfolgen.


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