Zu seinem ersten Besuch Deutschlands in seiner Eigenschaft als Generalsekretär der Vereinten Nationen kam Boutros Boutros-Ghali vom 10. bis 13. Januar 1993 nach Bonn. Am Sitz der Bundesregierung führte er Gespräche mit dem Bundespräsidenten, dem Bundeskanzler, dem Bundesaußenminister und weiteren Vertretern des politischen Lebens. Im Vordergrund stand die Frage einer verstärkten Mitwirkung des geeinten Deutschland in der Weltorganisation; Gegenstand besonderer öffentlicher Aufmerksamkeit war in diesem Zusammenhang das Thema einer möglichen Beteiligung unseres Landes an den friedenssichernden Maßnahmen der UN. Seine Auffassungen über das dialektische Verhältnis von Nation und Weltgemeinschaft legte Boutros Boutros-Ghali, der die Erfahrungen des Staatsmannes und des Wissenschaftlers vereint -1977-1991 war er Staatsminister im ägyptischen Außenministerium, als Professor an der Universität Kairo lehrte er Völkerrecht und internationale Beziehungen, und 1979-1991 gehörte er der UN-Völkerrechtskommission an —, in einer Grundsatzrede in französischer Sprache am 11. Januar in Bonn dar. Zu dem Vortrag, der nachstehend geringfügig gekürzt wiedergegeben ist, hatten die Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen (DGVN) und die Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) gemeinsam eingeladen. Anschließend stellte sich der Generalsekretär den Fragen aus dem Kreis der außergewöhnlich zahlreich erschienenen Zuhörer, die sich vornehmlich auf die aktuelle Lage auf dem Balkan bezogen.