Das Jubiläumsjahr ist längst vorbei. Die Uno geht in »ihr zweites halbes Jahrhundert«, wie es etwas ungelenk im englischen Titel eines Reformvorschlags heißt, der zusammen mit etlichen anderen Studien seit der 50. Ordentlichen Tagung der Generalversammlung in den Schubladen der Vereinten Nationen und ihrer Mitglieder liegt. Dort werden sie auf absehbare Zeit wohl auch bleiben. Der große Schwung für seit langem anstehende Reformen des UN-Systems, den man sich vom 50. Jahrestag erhofft hatte, ist ausgeblieben. Der Grund dafür liegt nicht in der mangelnden Unterstützung wichtiger Mitgliedstaaten für weitreichende Reformvorhaben; Italien beispielsweise hat durchaus anspruchsvolle Vorschläge unterbreitet, die auf eine grundlegende Revision der UN-Charta hinauslaufen. Die Ursache ist vielmehr in der mangelnden Unterstützung für wirklich umfassende Projekte seitens des politisch gewichtigsten Mitglieds, der Vereinigten Staaten von Amerika nämlich, zu sehen. Man mag es bedauern, aber keine Politik, die auf eine Veränderung der Grundstrukturen der Vereinten Nationen abzielt, kann ohne zumindest das Wohlwollen der USA erfolgreich sein. Gegen ihren Widerstand wäre sie von vornherein aussichtslos.