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Veranstaltungsbericht „Was tun bei Völkermord?“

In einer gut besuchten DGVN-Veranstaltung am 10. Juli 2017 in Langenhagen bei Hannover diskutierten unter Moderation des stv. DGVN-Vorsitzenden Dr. Ekkehard Griep die Journalistin und Filmemacherin Düzen Tekkal und der Marburger Völkerechtler Prof. Dr. Sven Simon auf dem Podium die Frage „Was tun bei Völkermord?“. Anknüpfungspunkt war das Schicksal der Jesiden – einer religiösen Minderheit, die im Sommer 2014 im Nordirak durch brutale Angriffe und Vertreibungen des sog. Islamischen Staates (IS) der drohenden Auslöschung ausgesetzt war.

 

Düzen Tekkal im Gespräch mit Dr. Ekkehard Griep
Düzen Tekkal im Gespräch mit Dr. Ekkehard Griep / Foto: Christian Kunze www.alles-kunst.de

In einer gut besuchten DGVN-Veranstaltung am 10. Juli 2017 in Langenhagen bei Hannover diskutierten unter Moderation des stv. DGVN-Vorsitzenden Dr. Ekkehard Griep die Journalistin und Filmemacherin Düzen Tekkal und der Marburger Völkerechtler Prof. Dr. Sven Simon auf dem Podium die Frage „Was tun bei Völkermord?“. Anknüpfungspunkt war das Schicksal der Jesiden – einer religiösen Minderheit, die im Sommer 2014 im Nordirak durch brutale Angriffe und Vertreibungen des sog. Islamischen Staates (IS) der drohenden Auslöschung ausgesetzt war.

Gastgeber Paolo Bragagna, Vorsitzender der DGVN-Landesgruppe Niedersachsen, stellte in seinen Begrüßungsworten den Völkermord an den Jesiden in einen historischen Kontext und konstatierte eine Mitschuld des Westens an den krisenhaften Entwicklungen in Nah-/Mittelost. Anschließend wurde zunächst die 20minütige Kurzversion des von Düzen Tekkal gedrehten Films „Hawar – Meine Reise in den Genozid“ gezeigt: Bilder aus dem Nordirak und Flüchtlingslagern in der Region, die das Ausmaß des Vernichtungsfeldzuges des sog. IS gegen die Jesiden in bewegender Schonungslosigkeit anschaulich machten. 

Im Podiumsgespräch wies Griep darauf hin, dass nach Ruanda (1994) und Srebrenica (1995) auch das Leid der Jesiden daran erinnere, dass die Gefahr von Völkermord trotz mancher Bekenntnisse noch immer nicht gebannt sei. Düzen Tekkal, selbst Jesidin, berichtete, dass sich noch immer Tausende jesidischer Frauen in der Gewalt des sog. IS befänden. Zugleich mahnte sie, auch von außerhalb der Region (auch aus Deutschland) würden islamistische Kämpfer rekrutiert. Hier solle ein Zusammenhang mit dem Verwirken des Bleiberechtes in europäischen Aufnahmeländern hergestellt werden. Mit Blick auf das von den UN-Mitgliedsländern anerkannte Konzept der Schutzverantwortung (responsibility to protect, R2P) erläuterte DGVN-Vorstandsmitglied Prof. Dr. Simon, dass dessen Anwendung im konkreten Fall nicht etwa an der mangelnden Einigung im Sicherheitsrat scheitere, sondern am Willen der Staatengemeinschaft, den Verbrechen ein Ende zu bereiten. Prävention im Sinne des Konzepts der R2P hätte hier zwar stattfinden können, doch  der zivilgesellschaftliche Druck auf  die Staaten sei leider nicht groß genug gewesen. Mit Blick auf die Frage, wie künftigen Genoziden vorgebeugt werden könnte, bestand Einigkeit in der Forderung nach einer Stärkung (völker-) strafrechtlicher Institutionen und Befugnisse, z.B. durch den weiteren Ausbau des Internationalen Strafgerichtshofes.    

In der Aussprache gab es aus dem Publikum einige nachdenkliche Beiträge, u.a. auch durch Betroffene aus der Region Nordirak. 

Die Filmemacherin Düzen Tekkal berichtet über das Schicksal jesidischer Frauen und deren Kraft zum Widerstand
Die Filmemacherin Düzen Tekkal berichtet über das Schicksal jesidischer Frauen und deren Kraft zum Widerstand / Foto: Christian Kunze www.alles-kunst.de
DGVN-Vorstandsmitglied Prof. Dr. Sven Simon bewertet das Konzept der "responsibility to protect"
DGVN-Vorstandsmitglied Prof. Dr. Sven Simon bewertet das Konzept der "responsibility to protect" / Foto: Christian Kunze www.alles-kunst.de
Begrüßung durch Paolo Bragagna, den Vorsitzenden der DGVN-Landesgruppe Niedersachsen
Begrüßung durch Paolo Bragagna, den Vorsitzenden der DGVN-Landesgruppe Niedersachsen / Foto: Christian Kunze www.alles-kunst.de