Nachhaltige Entwicklung – Klimaschutz – Menschenrechte – Frieden: Sind die Ziele der Vereinten Nationen zu ambitioniert?
In einer gut besuchten Veranstaltung der Reihe „Langenhagener UNO-Gespräche“ stand die Frage im Mittelpunkt, ob die Ziele der Vereinten Nationen, insbesondere die 17 Nachhaltigen Entwicklungsziele (Agenda 2030) angesichts zahlreicher Krisen und Konflikte weltweit zu ambitioniert seien.
Einführend wies Paolo Bragagna, Gastgeber und Vorsitzender der DGVN-Landesgruppe Niedersachsen, auf die Notwendigkeit hin, die Vereinten Nationen handlungsfähiger zu machen. Neben Strukturreformen im UN-System könnten – und sollten – bei der Verwirklichung globaler Entwicklungsziele aber auch zivilgesellschaftliche Akteure eine Rolle spielen.
Unter der Moderation des stellvertretenden DGVN-Vorsitzenden Dr. Ekkehard Griep unterstrich Prof. Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker, ehemaliger Vorsitzender der Enquete-Kommission "Globalisierung" des Deutschen Bundestages und gegenwärtig Ko-Vorsitzender des Club of Rome, dass entwicklungspolitische Ansätze, die in der "leeren Welt" ihre Berechtigung hatten, in der heutigen "vollen Welt" mit mehr als 7,5 Mrd. Menschen grundlegend zu überdenken seien. Zu der von Weizsäcker geforderten "neuen Aufklärung" liefere der 2017 vom Club of Rome herausgegebene Bericht "Wir sind dran" (im englischen Original: "Come on") zahlreiche Empfehlungen. Die 17 Nachhaltigkeitsziele der UN, so von Weizsäcker, seien zwar grundsätzlich richtig, allerdings auch durch Widersprüchlichkeiten gekennzeichnet: Denn eine konsequente Verwirklichung der ersten 11 Ziele (u.a. Überwindung der Armut, Aufbau widerstandsfähiger Infrastruktur, Zugang zu bezahlbarer Energie für alle) erfordere ein enormes Wachstumsprogramm, was der Erreichung anderer Ziele (wie Klimaschutz, nachhaltige Nutzung von Ozeanen oder Schutz der Ökosysteme an Land; entsprechend SDG 13, 14 15) entgegenwirke. Die intelligente Nutzung von Technologie könne, verbunden mit politischem Handlungswillen, hier ggf. Auswege aufzeigen.
Der Journalist und Filmemacher Claus Biegert, Experte für indigene Völker, wies in seinen Einlassungen auf die Zerstörung indianischer Lebensräume in Nordamerika insbesondere durch den Uranabbau hin. Zu lange seien die Stimmen indigener Gruppen ignoriert worden – eine mit Blick auf den Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen wenig überzeugende, kurzsichtige Haltung. In der lebhaften Diskussion wurde die Frage aufgeworfen, ob es nicht eines 18. Nachhaltigen Entwicklungszieles bedürfe: der Steuerung einer weiter ansteigenden Weltbevölkerung.